Pionierin der Manuellen Lymphdrainage für ihr Lebenswerk geehrt
Nachdem Prof. Hildegard Wittlinger im Jahr 2020 vom Land Tirol das Ehrenzeichen erhalten hatte, wurde die Wegbereiterin der Manuellen Lymphdrainage Ende Juni auch von ihrer Heimatgemeinde Walchsee für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. 120 Menschen aus aller Welt wohnten der Ehrung im Mehrzwecksaal bei.
Mit dem Wittlinger Therapiezentrum für LymphödempatientInnen und der angegliederten Dr. Vodder Akademie in Walchsee haben Hildegard Wittlinger und ihr Mann Günther vor mehr als fünf Jahrzehnten eine international höchst anerkannte gesundheitliche Institution geschaffen. Für ihre umfassenden Verdienste, sowohl im wissenschaftlichen als auch wirtschaftlichen Bereich, wurde Hildegard Wittlinger Ende Juni mit dem Ehrenzeichen in Gold der Gemeinde Walchsee ausgezeichnet.
Hervorragendes Fachwissen
„Frau. Prof. Wittlinger blickt durch ihre Menschlichkeit auf ein außerordentliches Lebenswerk, das nicht nur auf wissenschaftlichen Leistungen basiert, die dem Therapiezentrum internationales Renommee brachte, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht durch den Betrieb einen besonderen Mehrwert für die Gesellschaft und Gemeinde bringt“, hob Bürgermeister Ekkehard Wimmer in seiner Laudatio die besondere Lebensleistung der 93-Jährigen hervor. Die Ehrung geschehe in Anerkennung und Würdigung ihrer unschätzbaren Arbeit im Aufbau des Wittlinger Therapiezentrums in Walchsee. „Außerdem setzte sie sich jahrzehntelang dafür ein, die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder an TherapeutInnen in der ganzen Welt weiterzugeben und konnte so die Lebensqualität unzähliger Menschen verbessern. Durch ihren Einsatz trug sie maßgeblich zur Bekanntheit der Gemeinde Walchsee bei“, ergänzte Wimmer in seiner Rede. Für ihr Schaffen war Hildegard Wittlinger bereits 2020 mit dem Ehrenzeichen des Landes Tirol ausgezeichnet worden.
Die nunmehrige Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens der Gemeinde Walchsee fand im Rahmen der „Lymphologischen Sommertagung“ im Mehrzwecksaal statt. Dort drehte sich zwei Tage lang – in Form von kompakten Vorträgen und Workshops – alles um das Thema „Therapeutische Wissenschaft und wissenschaftliche Therapie in der Lymphologie”. Rund 120 ÄrztInnen, MedizinerInnen und (Physio-)TherapeutInnen aus u.a. Südkorea, Kanada, Deutschland, Italien, Russland und den USA tauschten sich über den neuesten Stand der Forschung aus.
Großer Anteil an der Forschung
Auch Hildegard Wittlinger hatte sich jahrzehntelang in den Dienst der Wissenschaft gestellt. Dank einer Vielzahl an positiven Forschungsergebnissen aus dem Bereich der Lymphologie, an die Therapeutin einen großen Anteil hatte, konnte die Behandlungspalette im Wittlinger Therapiezentrum stets erweitert werden. Für die optimale Behandlung von sämtlichen Ödemarten wurde die Manuelle Lymphdrainage folglich im Laufe der Jahre um Bandagierungen, Bewegungstherapie, hautpflegende Maßnahmen und Ernährung erweitert – heute ist diese fünfteilige Behandlungsform unter „Kombinierte Physikalische Entstauungstherapie“ (KPE) bekannt. Darüber hinaus hat sich Familie Wittlinger seit jeher dafür eingesetzt, dass die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder in ihrer Originalität erhalten bleibt.
Vom Hallenbad zur internationalen Institution
Die Wege der Wittlingers und Dr. Emil Vodder hatten sich bereits vor ihrem Umzug nach Walchsee Mitte der 1960er-Jahre gekreuzt. Der renommierte dänische Physiotherapeut brachte dem Paar viel Wissen und auch die physikalische Therapieform der Manuellen Lymphdrainage näher. Im Jahr 1966 verschlug es das Ehepaar mit ihren beiden Söhnen schließlich in die Kaiserwinkl-Gemeinde, wo sie mit dem „Alpenbad” nicht nur das erste Hallenbad des Bezirkes Kufstein betrieben, sondern auch gleich einen kleinen Kurbetrieb daraus machten, um verschiedenste Krankheiten zu behandeln. Zusammen mit Dr. Vodder brachte das Paar schließlich die Manuelle Lymphdrainage im Jahr 1971 nach Österreich und gründete die Dr. Vodder Schule in Walchsee. Drei Jahre später entstand schließlich die private Krankenanstalt „Wittlinger Therapiezentrum“.
Hier wird LymphödempatientInnen seit jeher ein individuell auf die Diagnose angepasstes Heilverfahren und die bestmögliche Behandlung geboten. Neben den Bereichen Therapie und Reha liegt nach wie vor ein Schwerpunkt in der Ausbildung. Die Dr. Vodder Akademie ist eine der führenden Aus-, Fort- und Weiterbildungseinrichtungen für MasseurInnen, PhysiotherapeutInnen und ÄrztInnen in Österreich. Mehr als 30.000 Menschen haben bereits ihre Fähigkeiten am Institut erlernt und ausgebaut.