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Buchlesung und Harfenkonzert mit Gerhard Huber und Katharina Blassnigg
Die Untere Schranne, ein Kleinod in einer faszinierenden Welt ringsum.
„Schranne“ ist ein heute erklärungswürdiger Begriff. Es war meist ein mächtiger Baumstamm, der quergelegt am Dorfplatz eine Art Wall bilden konnte. Barrierre, um Unerbetene zurückzuhalten. Daraus wurde allmählich ein Flurname, eben auch die „Untere Schranne“. Sie hatte die Größe eines Gerichtsbezirkes, gehörte bis 1504 den Bayern und danach dank Kaiser Maximilians Erstürmung der Festung Kufstein zu den Habsburgischen Territorien (in denen die Sonne nie unterging …).
Das Gericht unter Vorsitz des Landesvaters tagte meist zweimal jährlich an der besagten Schranne. Mitunter mal ein Todesurteil für ganz üble Schurken, meist nur Kerker für die Rüpel. Aber ganz so heikel nahm man es auch nicht, die Saufnasen und Spitzbuben kamen bald wieder frei!
Schöne Welt? Heile Welt? Wer auch immer glaubt, die Wahrheit zu wissen, wird erkennen, dass es eine ganz besondere Welt ist. Grenzregion zwischen zwei uralten europäischen Stämmen, den Bajuwaren und den Tirolern. Grenzregion zwischen der traditionsverklebten Vergangenheit mit Wadlschonern samt Säbel und Zimmerstutzn und der Hypermoderne mit wegweisenden Technologien des 21. Jahrhunderts, produziert am Dorfrand in klimatisierten High-tech-Hallen.
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Untertitel „Auf Rundwegen in der Unteren Schranne“ ist fast schon eine zu bescheidene Untertreibung, denn sein Spürsinn und seine Hartnäckigkeit haben Schätze ans Tageslicht befördert. Sein kleines Reich offenbart weit mehr als nur gefühlsduseligen Hansi-Hinterseer-Verschnitt und „Dem-Land-Tirol-die-Treue“-Joppe beim Heimatabend für Pauschal-Touristen. All das ist Grund genug, dem Autor zuzuhören. In der Seemühle am Walchsee wird er am Pfingstsamstag, dem 4. Juni, am Vorabend des Egascht-Festes, aus seinem Buch lesen und von Geschichten und Geschichtchen am Rande erzählen.
Das muss ein Biotop sein für die nicht ganz „Normalen“, die uns hier ohn‘ Unterlass über den Weg laufen: Der „Viechdokta“, der mit seinem fünfzig Jahre alten Papagei eine Kanupartie über die Masurische Seenplatte unternimmt; der Senner, der seinen Kälbern abends auf der Alm mit dem Flügelhorn eine Weis‘ bläst; der Dorfarzt, der mit seinem Rennmotorrad in sechs Tagen an die Atlatikküste von Portugal und retour rast, 5.600 Kilometer; der Bildhauer, der seinem Enkel ein riesiges Spielhaus aus Autoreifen zurechtklebt; oder der renommierte Kardiologe, der hinter der Wiese vom Wirtshaus eine riesige Herde schwarzer Schafe hütet …
Wer hier daheim ist, hat ein Anrecht darauf, mit gesundem Stolz darüber Zeugnis abzulegen. Zu schreiben, zu beschreiben, was sofort ins Auge sticht oder was mit viel Geduld und List aus seinem Versteck herausgezaubert werden muss.
Gerhard Huber, gleichermaßen Urgestein der Unteren Schranne, dort verwurzelt und widerstandsfähig gegen Stürme aller Art, hat sich sehr viel Mühe gemacht, seine Welt zu schildern.