Für Bgm. Dieter Wittlinger war es die letzte Gemeindeversammlung seiner Amtsperiode. Er freut sich sehr darüber, dass bei der kommenden Gemeinderatswahl die BürgerInnen zwischen zwei Bürgermeister-Kandidaten wählen können und wünscht beiden einen fairen und erfolgreichen Wahlkampf. Mag. Ekkehard Wimmer (li.) und Landwirt Andreas Fuchs (re.).

Gemeindeversammlung Walchsee

 

Raus aus Öl und Gas

Das zentrale Thema bei der Gemeindeversammlung am 7. Februar in Walchsee war die Energiewende und wie diese in der Region umgesetzt werden kann. Katharina Spöck vom Regionalmanagement KUUSK und Rupert Ebenbichler und Felix Thalheim von der Wasser Tirol GmbH präsentierten eine Studie über den Ist-Zustand in der Region und speziell in Walchsee.

Katharina Spöck vom Regionalmanagement KUUSK in Kufstein

In allen zwölf KUUSK-Gemeinden wurde der Status zu diversen Energiefaktoren erhoben. Fossile Brennstoffe im Wert von 1,5 Mil­liarden Euro kauft das Land Tirol jährlich an. Bis zum Jahr 2040 will man in Österreich jedoch eine Klimaneutralität erreichen und dafür ist es notwendig, dass auch in den Gemeinden entsprechende Projekte angegangen werden.

Der größte „Game-Changer“ in Sachen grünem Energiebedarf, wie dies von GF Rupert Ebenbichler bezeichnet wurde, ist die Mobilität, die jedoch in der Studie für die Gemeinde Walchsee und dem KUUSK-LEADER-Projekt nicht enthalten ist. Man konzentrierte sich vielmehr auf den Ist-Stand für die Wärme- und Stromversorgung in den Gebäuden sowie den Wert der Sanierung von älteren Häusern und alternativen Möglichkeiten.

 

Gasnetz erst 2014 ausgebaut

Fix sind bereits die Daten für einen verpflichtenden Tausch aller Ölheizungen bis zum Jahr 2035 und ab 2025 darf bei Neubauten auch keine Gastherme mehr eingebaut werden. Für die Gemeinde Walchsee scheint das fast ein wenig skurril, da der Ausbau des Gasnetzes bzw. der Anschluss der Haushalte erst im Jahr 2014 erfolgt ist. Dabei stand die Gemeinde Walchsee damals kurz vor dem Abschluss mit einem Fernwärmenetz-Betreiber. Dieses Projekt platzte jedoch, weil von Seiten des Landes die Erschließung mit dem Ferngas nach Kössen forciert wurde.

Nun fordert die Politik genau solche Mikronetze mit alternativen Energiequellen wieder, wofür damals der Weitblick gefehlt hat und zwingt die Bevölkerung zum erneuten Umrüsten. Die Gebäude im Ortskern von Walchsee wären ohne die TIGAS-Leitungen, die 2014 errichtet wurden, mit Fernwärme aus nachwachsenden Ressourcen versorgt, ist Bgm. Dieter Wittlinger heute noch überzeugt.

Möglichkeiten zur Nutzung der Wasserkraft ist in der gesamten Region keine nen­nenswerte gegeben. Es ist auch wenig nutzbarer Wirtschaftswald verfügbar. Was in Walchsee jedoch bereits vorhanden ist, ist ein dichtes Netz an Grundwasser-Wärmepumpen. Trotz allem werden 80 Prozent des Energiebedarfs für Heizen und Warmwasser über Gas und Öl ab­gedeckt.

 

Gemeinsame Lösungen suchen

Laut der Studienersteller wäre es wünschenswert, wenn nicht jeder Haushalt seine eigene Lösung suchen würde, sondern dass man siedlungsweise um Alternativen bemüht ist. So stehen etwa im Ortsteil Schwaigs rund 25 Häuser, in denen noch mit Öl geheizt wird. Für diese Siedlung wäre es ratsam, ein gemeinsames Konzept zu entwickeln. Auch bei einer größeren Ansammlung von Grundwasserwärmepumpen muss man darauf achten, dass diese sich nicht gegenseitig beeinflussen – also sind auch dabei Gemeinschaftsprojekte sinnvoll.

Auch ein Solarkataster wurde bereits erstellt. Der fällt für Walchsee sehr gut aus. Vor allem gibt es etliche große Dachflächen, die man optimal nützen könnte. Dazu erklärte Bgm. Dieter Wittlinger, dass im Zuge des Recyclinghof-Neubaus für die Gemeinden Walchsee, Kössen und Schwendt bereits eine Energiegenossenschaft gegründet wurde, da am Dach des Recyclinghofes eine entsprechende Photovoltaikanlage errichtet werden sollte. Es sei durchaus denkbar, dass diese Genossenschaft weitere Anlagen, vor allem auf den öffentlichen Gebäuden, errichtet.

Der Referent Rupert Ebenbichler musste eingestehen, dass bezüglich der Energiewende noch große Herausforderungen anstehen. Denn die alternativen Energieträger sind allesamt nicht so leicht handhabbar wie Öl und Gas. Der Großteil des Stroms entsteht dabei bei Sonne, gebraucht wird die Energie aber hauptsächlich im Winter, wenn weniger davon zur Verfügung steht. Allerdings könne überflüssiger Strom im Sommer durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt werden und dieser wäre dann auch speicherbar.

Derzeit gibt es ein umfassendes Förderprogramm, wenn man die Heizung tauschen möchte. Um jedoch die Energiewende wirklich herbeiführen zu können, braucht es gravierende Änderungen in der Mobilität – also nicht nur in der Antriebsart des eigenen Fahrzeugs, sondern vor allem im Bereich des öffentlichen Verkehrs. „Und das ist richtig teuer“, versichert Wittlinger. Denn allein der Nachtbus, welcher am Freitag und Samstag im Kaiserwinkl verkehrt, kostet die Gemeinden 60.000,– Euro, rechnet man die Fahrtkosten und den Zuschuss des VVT dazu, dann kommt man auf etwa 130.000,– Euro für 3 Takte, die der Nachtbus jeweils in der Nacht fährt.

Wer genauere Informationen zu diesen Themen haben möchte, kann sich jederzeit an die Gemeinde Walchsee bzw. an das Regionalmanagement KUUSK in Kufstein wenden. Ansprechpartnerin ist Katharina Spöck.

 

Recyclinghof

Im Mai dieses Jahres soll der neue Recyclinghof in Betrieb gehen. Voraussichtlich ist dieser an zwei Tagen in der Woche geöffnet.
Die Servicekarten – also die Berechtigung zur Nutzung des Recyclinghofes – wird jedem Haushalt zeitnah zugesandt.

 

Amphibienschutz

Beim geplanten Siedlungsgebiet des Grundstückes von David Rieder werden zwölf bis vierzehn Bauparzellen entstehen. Für dieses Siedlungsgebiet ist die Errichtung von Anlagen für den Amphibienschutz im Zuge des Flächenwidmungs-Verfahrens vorgeschrieben worden. Auf der westlichen  Seite des Siedlungsgebietes ist eine mindestens 40 cm hohe Mauer vorgesehen und zur östlichen Seite hin, zur Nachbarsiedlung, muss ein zwei Meter breiter Korridor angelegt werden, auf dem die Frösche ungehindert passieren können. Letztendlich braucht es dann zur gefahrlosen Überquerung an den Straßen noch Amphibientunnel.

Die Mehrkosten belaufen sich auf eine mittlere sechsstellige Euro-Summe. Dabei hat eine erst vor kurzem bekannt gewordene Bachelorarbeit ergeben, dass pro Jahr ca. 3.200 bis 3.500 Frösche die Schwaigsstraße und die Bachstraße entlang eines 700 m langen mobilen Amphibien-Zauns in ca. 14 Tagen passieren. Diese Amphibien-Anzahl – umgelegt auf die Stunden, in welchen die Amphibien wandern und auf die Zeit, wo die mobilen Amphibien-Schutzzäune aufgestellt werden – ergibt für das ca. 1 ha große Siedlungsgebiet, dass sich dort 1 Frosch/ Std. in Richtung Naturschutzgebiet „Schwemm“ bewegt.

Angesichts derartigem „starken Wildwechsel“ und den daraus resultierenden vorgeschriebenen Investitionen zweifelt Bgm. Dieter Wittlinger an der Sinnhaftigkeit der vorgeschlagenen baulichen Maßnahmen und fordert ein Gespräch mit den verantwortlichen Naturschützern, um eine für alle Beteiligten sinnvolle Lösung im Sinne des Naturschutzes und im Sinne vernünftiger Errichtungskosten.

 

Siedlungsgrundstück Kurz           

In der Gemeinde Walchsee liegen knapp 50 Anfragen von Walchseern vor, die gerne ein Eigenheim errichten möchten. Die Gemeinde steht über die PSG Walchsee eGEN zusammen mit der WE Tirol in Verhandlungen, das Grundstück Kurz zu kaufen. Mündliche Vereinbarungen wurden dazu schon getroffen. Ein Teil dieses 2 ha großen Feldes (ca. 5.500 qm) wird von der Wohnbaugesellschaft bebaut, der Rest soll voraussichtlich für private Bauten zur Verfügung gestellt werden.

Aufgrund des vielen Wohnbaus in den letzten vier Jahren gibt es aus der Bevölkerung auch Kritik dahingehend, ob weitere Wohnungsbauten noch benötigt werden. Bgm. Dieter Wittlinger erklärte dazu, dass in seiner Amtszeit kein einziger Quadratmeter Siedlungsfläche gewidmet wurde. Jene Gründe, die in den vergangenen Jahren bebaut wurden, waren bereits um 1970/1980 herum gewidmet worden. Die Gemeinde habe lediglich über die Vergaberichtlinien Einfluss darauf nehmen können, für wen die Wohnungen in erster Linie verfügbar sein sollten. Nach wie vor sei es jedoch der große Wunsch auch junger Familien, ein eigenes Haus mit kleinem Garten zu errichten. Deshalb sehe er sich in der Pflicht, für die Walchseerinnen und Walchseer Siedlungsgrund auszuweisen.

 

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