Die Anfangsjahre des Fremdenverkehrs in Walchsee

So wie in den meisten Tiroler Orten waren auch im Kaiserwinkl die Sommer­frischler die ersten „Fremden“. Zur selben Zeit kamen auch die Bergsteiger hinzu, die meist nur eine Nacht blieben und als „Transitpersonen“ bezeichnet wurden. In diesen Jahrzehnten der Ostalpenerschließung war auf das Kaisergebirge breiteste Aufmerksamkeit gerichtet. Vor allem waren es Münchner Bergsteiger, deren Anreise durch die 1858 eröffnete Bahnlinie München-Innsbruck erleichtert wurde, die die Schönheit dieses Gebirgszugs weithin bekannt machten. Eine tragende Rolle dabei spielte der am 11. September 1817 geborene Matthias Hörfarter, er wurde Univ.-Professor und später Dekan von Kufstein. Schon 1877 gründete er die Alpenvereinssektion Kufstein – eine Kontaktstelle für viele Bergsteiger.

 

Verschönerungsverein

Am 20. März 1896 wurde in Walchsee der Verschönerungsverein gegründet. Als Vereinszweck wurde die Ausbesserung der alten und die Errichtung neuer Wege bekannt gegeben, ebenso das Aufstellen von Ruhesitzen und Wegweisern, das Anlegegen von Anpflanzungen, Wegmarkierungen und dergleichen. „Die Bewohner des Ortes geben sich alle Mühe, den Gästen ein freundliches Heim zu bereiten“, hieß es in der Presse. Bis zum Jahr 1901 zählte man jährlich etwa 100 Ankünfte, erst danach gab es Steigerungen. Gasthäuser hatte es in Walchsee davor schon einige gegeben, doch der aufstrebende Fremdenverkehr animierte so manchen, auch um eine Ausschankkonzession anzusuchen. Nicht immer wurde diese auch genehmigt.

Sowohl der Postwirt als auch der Kramerwirt hatten 1904 bereits jeweils 36 Fremdenbetten, dazu gab es noch 18 Privatvermieter mit zusammen 110 Betten. Promenadenkonzerte der Musikkapelle und Waldfeste beim Steinbruch in Durchholzen gehörten zu den beliebten Sommerveranstaltungen.

Die abendliche Beleuchtung des Dorfzentrums war bereits 1908 ein Thema. Die Gemeinde Kössen, Besitzer eines E-Werkes, bat 1909 die Gemeinde Walchsee, zum Bau einer Stromleitung die Straßen und Wege in Walchsee benützen zu können und bot als Gegenleistung die kostenlose Stromlieferung für 15 öffentliche Lampen à 16 Normalkerzen an. Walchsee stimmte zu, forderte allerdings 25 Lampen und dass die Stromtarife in den nächsten zehn Jahren nicht erhöht werden.

Der Walchsee gewann seine Bedeutung als Bademöglichkeit erst später. In den Anfangsjahren bot er vor allem eine gute Fischereimöglichkeit. Es gäbe dort Hechte, Brachsen, Barsch und Aitel – hieß es.

 

Eine Bahntrasse soll entstehen

In der schlechten Erreichbarkeit sah man vor allem eine Erschwernis, die Fremdenzahlen zu erhöhen. Eine ideale Lösung wäre wohl die geplante Trauntalbahn, die Traunstein über Ruhpolding – Reit im Winkl mit Kufstein verbinden sollte. Die Produktionsbetriebe in Kössen gehörten zu den Verfechtern dieser Bahn. Es wurde sogar ein „Eisenbahn-Komitee“ gegründet. Dann allerdings gab das Bayrische Staatsministerium bekannt, dass die Fortsetzung der Bahnlinie von Ruhpolding über Reit im Winkl bis zur Landesgrenze nicht auf Staatskosten erstellt werden kann und so zog man diese Pläne zurück. In der Folge lehnte das Komitee den Plan des Eisenbahnministeriums in Wien ab, eine Schmalspurbahn zu bauen.

Von allen Gemeinden wurde der Bau einer Normalspurbahn verlangt. Schließlich gab es fertige Pläne und Finanzzusagen, allerdings das Eisenbahnministerium zögerte die Investition hinaus, setzte dann auf ein kürzeres und billi­geres Projekt, nämlich eine Bahnverbindung von St. Johann nach Kössen, doch auch daraus wurde nichts. Die beginnende Motorisierung, die erste Postauto­linie und schließlich der Erste Weltkrieg bereiteten dem Vorhaben endgültig ein Ende.

Um die Jahrhundertwende setzte der mobilisierte Verkehr ein, allerdings waren viele Straßen dafür nicht geeignet. Aus dem Grund gab es auch ein Fahrverbot auf der Walchseestraße vom Inntal bis nach Kössen. 1913 wurde jedoch Klage darüber geführt, dass nur einmal am Tag ein Stellwagen von Kössen kommend nach Kufstein fährt und dieser in Walchsee oft schon voll besetzt sei. 1916, es war bereits Krieg, genehmigte man Josef Gasser, mit einem Mietauto die Straße Bruckhäusl-Filzen befahren zu dürfen. Ihm wurde allerdings aufgetragen, vorsichtig und auf eigene Verantwortung zu fahren und für Unglücksfälle selbst aufzukommen.

Erster Bergführer in Walchsee war ab 1902 Peter Schwaiger, der spätere Bewirtschafter der Winkelalm. Im Jahr 1909 hat man erhoben, dass von den 500 Gästen im Sommer 85 Personen vier bis sechs Wochen in Walchsee blieben und 23 über sechs Wochen.

 

Schwierige Nachkriegsjahre

Vier Jahre Krieg und fünf bittere Nachkriegsjahre hatten das meiste, was

in der vorangegangenen zwanzigjährigen Aufbauzeit solid und zielstrebig erreicht worden war, zerstört. In dieser Nachkriegszeit war es auch streng verboten, Lebensmittel an Sommergäste abzugeben. Auch der Aufenthalt von Sommergästen wurde auf vier Wochen beschränkt. 1924 gab die deutsche Regierung zudem einen Erlass heraus, dass eine Ausreisegenehmigung nur gegen eine Gebühr von 500 Mark erteilt werde. Das kam einem Ausreiseverbot gleich. Es kam zu einer Protestversammlung in Kufstein und im August wurde diese Verordnung wieder aufgehoben.

Ein weiteres Hindernis war die am 26. Jänner 1920 vom Tiroler Landtag beschlossene Wohnabgabe, die jeder einzuheben hatte, der Zimmer vermietete. Diese betrug für die ersten 14 Tage 20 Prozent und die weitere Zeit 10 Prozent des Mietpreises. Im Jänner 1925 wurde diese wieder abgeschafft.

 

Sommergäste konzertierten

In den Folgejahren waren die Veranstaltungen des Verschönerungsvereins sehr beliebt. Vor allem die Künstlerkonzerte, bei denen Sommergäste für Sommergäste auf die Bühne gingen. Etwa ein Kammersänger der Wiener Staatsoper oder der Münchner Rezitator und Hofschauspieler Max Bayrhammer. Ihr Urlaub wurde also auch mit Auftritten untermalt.

Ab 1926 wurde der Name zu „Verschönerungs- und  Fremdenverkehrsverein Walchsee“ geändert und zahlreiche neue Projekte wurden begonnen. Es wurden Plätze geschottert, Wege gebaut und markiert und auch ein Prospekt wurde gedruckt. Schon damals war den Bürgern klar, dass der Walchsee dem Ort seinen Fremdenverkehr zu verdanken hat. Und so wehrte man sich gegen ein Kraftwerk und gegen den Verkauf an einen reichen Amerikaner.

 

Das nobelste Strandbad

1926 zählte man für ganz Tirol 502.661 Ankünfte mit 1.626.306 Nächtigungen. 1928 baute der Seebesitzer Johann Karl das Strandbad großzügig um. Mit einem Wettschwimmen und -springen wurde das erste Strandbad Tirols mit besonders nobler Ausstattung eingeweiht. Das wirkte wie ein Magnet und man sah den Bedarf eines großen Hotels gegeben. Im Strandcafé gab es jeden Nachmittag und Abend Musik, sogar Jazz-Musik, wie berichtet wurde. Immer mehr Gäste kamen mit dem eigenen Auto angereist, aber Maut wurde von Niederndorf kommend noch immer eingehoben. Diese betrug drei bis vier Schilling, etwa so viel wie Bett und Frühstück.

Stark gefragt war die Exkursion „Rund um den Kaiser“. An manchen Tagen fuhren bis zu zwanzig Omnibusse diese Runde.

In der nächsten Ausgabe: Wie in Kössen der Fremdenverkehr Einzug hielt

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Gemeinsame Spendenaktion:

#wirzusammen

Die Touristiker des Tiroler Unterlands setzen zusammen ein Zeichen der Wertschätzung und des Respekts für die Arbeit in den umliegenden Krankenhäusern: Bis zum Ende der Wintersaison werden Gutscheine gesammelt, die als kleines „Dankeschön“ an die Mitarbeiter der Spitäler Kufstein und St. Johann gehen.

Gemeinsam mit ihren Mitgliedsbetrieben sammeln die Tourismusverbände Gutscheine, die dann an das Krankenhauspersonal weitergegeben werden. Die Gutscheine können von den Betrieben der Region über ihr eigenes Angebot ausgestellt werden (zum Beispiel DaySpa, Massage, Kulinarik, Bergtour, Frühstück am Berg, Gutscheine aus dem Handel, etc.) aber auch beim TVB gekauft werden (GriaßDi!- Gutscheine). Das ermöglicht es allen, denen es ein Anliegen ist – ob großer Betrieb oder einzelne Privatperson – Gutscheine in individueller Höhe zu erwerben und zur Aktion beizusteuern.

Es ist dies eine gemeinsame Aktion der Tourismusverbände Alpbachtal, Kaiserwinkl, Kufsteinerland, Wilder Kaiser, Wildschönau sowie die vier Kitzbüheler Alpenverbände Brixental, Hohe Salve, Pillerseetal und St. Johann in Tirol.

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