Die Produktion von Fleisch heizt unser Klima an, heißt es. Sie frisst übermäßig viele Ressourcen und lässt klimaschädliche Gase in die Luft ab. Es wird argumentiert, dass auf der landwirtschaftlichen Fläche, die jetzt für Nutztierhaltung verwendet wird, stattdessen pflanzliche Nahrung für den Menschen angebaut werden könnte. Dies sei die klimafreundlichere Alternative und würde den Welthunger reduzieren – was so nicht stimmt.

Bauern, Schlachthöfe, und schließlich wir Fleischesser selbst haben seit Jahren eine konstant schlechte Presse, der schwerwiegendste Anklagepunkt lautet „Klimazerstörung“. Fleischreduzierte, fleisch­lose oder gar vegane Er­näh­rung im großen Maßstab würde die CO2-Bilanz entscheidend aufbessern, kann man immer wieder hören oder lesen. So einfach ist das Ganze aber nicht. Der Mensch muss essen. Was der Mensch isst, muss zuerst irgendwo, irgendwie wachsen. Wovon wachsen Pflanzen? Wovon wachsen Tiere?
Wie hängen die Fragen zusammen und welche Rolle spielt der Mensch und seine Ernährung darin? Diesen Fragen hat sich 2017 eine groß angelegte Studie der FAO (Ernäh­rungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) angenommen.

Grasland statt Ackerbau
Die Studie untersucht „die Art von Land, auf dem Viehfutter produziert wird. Die Ergebnisse zeigen, dass von den 2,5 Milliarden ha, die benötigt werden, 77% Grasland sind, mit einem großen Anteil an Weiden, die nicht in Ackerland umgewandelt werden können und daher nur zum Weiden von Tieren genutzt werden können.“
Weltweit könnten also drei Viertel der Flächen, auf denen etwa Rinder grasen, aufgrund ihrer Beschaffenheit gar nicht direkt für den Ackerbau verwendet werden. In Aussendungen von fleischkritischen Initiativen und NGOs wird diese Tat­sache oft nicht erwähnt. Widmet man Grünland in Ackerland um, wie es zum Teil auch in Österreich passiert, so gewinnt man zwar Anbauflächen, gleichzeitig aber verliert man biologische Vielfalt und langfristig CO2-speichernden Humus. Häufig setzt man den Boden dadurch einer grö­ßeren Erosionsgefahr aus.

Rindfleisch für Ernährungssicherheit
„Da Rinder beispielsweise auf Weiden und Futter angewiesen sind, benötigen sie nur 0,6 kg Eiweiß aus essbaren Futtermitteln zur Herstellung von 1 kg Eiweiß in Milch und Fleisch, was eine höhere Nährstoffqualität aufweist. Rinder tragen somit direkt zur globalen Ernährungssicherheit bei“, heißt es weiter in der FAO Studie.
Normalerweise hört man immer das Gegenteil, nämlich, dass wir jenes Getreide, das wir an die Kuh verfüt­tern, viel effizienter selber essen könnten. Laut der FAO Studie ist das aber nicht der Fall.

Eine Milch­kuh, die zu Lebzeiten mit einem idealen Mix aus Grund(Grün)futter und nur wenig zusätzlichem Getreide gefüttert wird, vermehrt das von ihr gefressene Eiweiß quasi für uns durch Umwandlung in Milch und später Fleisch. Würden wir der Kuh dieses Getreide wegnehmen und selber verputzen, was theoretisch möglich wäre, würden wir uns dadurch nur selbst ins Fleisch schneiden.

Das sind nur einige Aspekte eines sehr komplexen Sachverhalts, diese verdeutlichen aber schon einen wichtigen Punkt: Es lässt sich nicht so einfach dahinstellen, dass eine vegetarische oder vegane Kost eindeutig das Beste für die Erde wäre. Bei dieser Behauptung werden oft die vielen Zusammenhänge ignoriert. Unsere Erde funktioniert in Kreisläufen und in diesen Kreisläufen spielen unsere Nutztiere eine unersetzbare Rolle.
 
Carmen Brüggler
Land schafft Leben

Kurzinfo „Land schafft Leben“

Land schafft Leben ist österreichischen Lebensmitteln auf der Spur. Der unabhängige und unpolitische Verein wurde 2014 in Schladming von Bergbauer Hannes Royer gemeinsam mit seinen langjährigen Weggefährten Maria Fanninger und Mario Hütter gegründet und verfolgt das Ziel, Bewusstsein für in Österreich produzierte Lebensmittel zu schaffen. Land schafft Leben steht Konsumenten und Medienvertretern mit umfassenden Informationen und als erster Ansprechpartner rund um österreichische Lebensmittel zur Verfügung. Der Verein greift auf umfangreiches Wissen von Experten aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Forschung zurück und zeigt transparent und ohne zu werten den Weg vom Bauern über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt.